David Maissen über Technologie-Trends

Wir befragten unseren System Engineer David Maissen zu Trends im Publishing, Content First und Augmented Reality. Welche Bedeutung diese Technologien für Lernmedien haben, hat er auch gleich mit verraten.
Veröffentlicht am 20. September 2020

Woran arbeitest du gerade?

An vielem! Durch meine Tätigkeit hier bei Edupartner, meinem Engagement beim Magazin PUBLISHER sowie meiner Weiterbildung an der FHNW habe ich das Privileg, an vielen verschiedenen Projekten mitzuwirken. So konnte ich zum Beispiel eine Augmented Reality-App für Kinder mitentwickeln, die ein bestehendes Ausstellungskonzept mit verschiedenen Spielen digital erweitert. 

Was ist Dein Steckenpferd im Publishingbereich?

Ich beschäftige mich immer wieder mit dem Thema InDesign-Automatisierung. Hierbei geht es einerseits um Templating – also quasi die Kunst, InDesign-Vorlagen so aufzubauen, dass ein automatisierter Layoutprozess möglich ist. Andererseits entwickle ich mittels InDesign-Scripting kleine Helferlein, die dafür sorgen, dass die Qualität des automatisierten Layouts möglichst hoch ist. 

Eine weitere Leidenschaft von mir sind leichtgewichtige und vor allem automatisierte Publishing-Workflows. Und dann gibt es da noch mein Faible für gutes UX-Design.

«Digitalisierung und Individualisierung sind die Trends in der Publishingbranche.»

Welche Trends siehst du im Moment in der Publishingbranche?

Ganz klar die Digitalisierung und Individualisierung! Die Cloud ist heute für viele Unternehmen bereits Realität. Software-Kolosse werden durch leichtgewichtige Micro Services ersetzt, die modulartig und den Anforderungen entsprechend eingesetzt werden können und über moderne API’s kommunizieren. Big Data erschliesst neue Datenquellen und sorgt dafür, dass Inhalte individueller und vor allem zielgerichtet vermarktet werden können. 

Wie sieht es mit visuellem und hörbarem Content aus?

Visuelle Darstellungen sind im Netz immer gefragter. Ein Beispiel davon haben wir alle in den letzten Monaten erlebt. Quasi in Echtzeit konnte man die Ausbreitung des Coronavirus mitverfolgen und mittels Charts den exponentiellen Anstieg der Ansteckungen nachvollziehen. Aber nicht nur visuelle Inhalte sind gefragt, sondern auch Content in akustischer Form. Podcasts mit Inhalten aus allen Lebensbereichen schiessen wie Pilze aus dem Boden und können bequem unterwegs oder abends im Bett konsumiert werden. 

Was bringt Augmented Reality?

Die Digitalisierung macht auch vor der realen Welt keinen Halt. Mittels Augmented Reality kann die reale Umgebung mit digitalen Inhalten erweitert werden. Im Publishingbereich kann die AR-Technologie genutzt werden, um analoge Inhalte mit digitalen Konzepten zu ergänzen. Sprechen wir in der Publishingbranche also bald von der AR-Cloud, die das Publizieren in einer weiteren Dimension erlaubt?

Lernen bedeutet das Beleuchten einer Thematik aus verschiedenen Perspektiven. Lernmittel müssen das unterstützen.

David Maissen

Welche Veränderungen erleben Publisher durch diese Entwicklungen? 

Die Arbeitsweise wandelt sich und damit die Werkzeuge von Publishern und Content Creators. Strukturierter Content – also etwa XML oder JSON – sowie dessen Bereitstellung über API’s bilden die Grundlage für den sogenannten Content First-Ansatz, mit welchem die Inhalte vom eigentlichen Ausgabemedium entkoppelt werden. Intelligente Algorithmen helfen dabei, diese Workflows in einem hohen Masse zu automatisieren.

Stichwort Augmented Reality: Wo siehst du Anwendungen bei Lernmitteln?

Lernen bedeutet für mich unter anderem das Betrachten bzw. Beleuchten einer Thematik aus verschiedenen Perspektiven. Ein Lernmittel hat also die Aufgabe, diese Art von Lernen zu unterstützen. Mithilfe von AR können Lerninhalte visualisiert und mittels 3D-Modellen abgebildet werden. Im Vergleich, zu VR reicht, für die Nutzung meist das eigene Smartphone völlig aus. Ich sehe also grosses Potenzial in der visuellen Präsentation von komplexen Inhalten, die dann auch mit Animationen angereichert sein könnten. Aber auch das ortsunabhängige Lernen kann durch AR unterstützt werden, indem Lernmedien auf dem eigenen Device benutzt werden können.

Stichwort Content First: Was ermöglicht es?

Für mich bedeutet Content First, dass der Inhalt und daher die Person, die diesen Inhalt konsumiert, an erster Stelle stehen. Inhalte sollten also immer über dem Layout oder dem Ausgabemedium stehen und so aufgebaut sein, dass sie für den Leser relevant sind. Dies führt dazu, dass ein und derselbe Inhalt über verschiedene Ausgabekanäle zum Leser gelangen kann – oder sogar muss. Content First steht somit auch für zentral verwaltete Inhalte.

«Wir wollen zukünftig Content First etablieren und neue Lernperspektiven mitgestalten.»

Was bedeutet das – auch in Bezug auf die Relevanz im Zeitalter von Cloud- und Microservices? 

Strukturierte Inhalte ermöglichen Modularisierung und Individualisierung. Das Verwalten dieser Inhalte ist dann ein anderes Thema – natürlich auch ein notwendiges. Im dezentralen Content Managing und dessen Bereitstellung über Schnittstellen sehe ich ein grosses Potenzial für künftige Geschäftsmodelle. Content First hingegen führt am Schluss zu qualitativ besserem und vor allem für den Leser relevanterem Content. Publisher können dabei von effizienten, automatisierten Workflows profitieren und Inhalte für vielfältige Verwendungszwecke erschliessen.

In welcher Rolle siehst du uns Edupartner bei beiden Technologien?

Lerninhalte verfügen oft über komplexe Strukturen und einen hohen Qualitätsanspruch. Durch unsere jahrelange Erfahrung im Umgang mit Bildungsmedien können wir Verlage und andere publizierende dabei unterstützen, den Vorteil des Content-First-Ansatzes zu nutzen. Wir verfolgen technologische Entwicklungen ganz genau, um beispielsweise mittels AR oder anderen Ansätzen neue Lernperspektiven zu schaffen.