Bildungsangebote der Zukunft
Individuelle Lernpfade bestimmen die Zukunft der Bildungsangebote. Mit der Corona-Krise hat sich die Bereitschaft für Investitionen in die Digitalisierung und die damit verbundene Automatisierung erhöht. Im Webinar, organisiert durch den Verband Schweizer Druckindustrie (VSD), zeigen wir, wie Dienstleister der Medienproduktion und Digitaldruck gemeinsam erfolgreich mit den sich wandelnden Anforderungen von Bildung und anderen Marktsegmenten Schritt halten können.
- Wie werden sich Bildungsangebote entwickeln?
- Was bedeutet das für Verlagsdienstleister wie uns?
Webinar-Aufzeichnung
Unser Geschäftsführer Jürgen Weder und Sergio Nobile, Geschäftsleiter unseres Partners Edubook, skizzieren die Zukunft der Bildungsangebote.
Vorher: Product-First-Ansatz
Verlage und Druckereien beliefern Schulen und Bildungseinrichtungen mit vorkonfektionierten Produkten. Die Lehrpersonen nutzen die Medien oder Teile davon für den Unterricht.
Problem: Oft enthalten umfangreiche Bücher und Mediensammlungen zu viel Material.
Nachher: Content-First-Ansatz
Lehrpersonen überlegen sich, welche Inhalte sie in welcher Form für den Unterricht benötigen. Sie bestellen die Medien beim Verlag oder in der Druckerei genau in jener Menge und Form, die sie im Unterricht einsetzen möchten.
Learning Content ist individuell
Lernen geschieht sehr individuell – im eigenen Tempo, in individueller Form, auf unterschiedlichen Wegen. Verlage und Druckereien müssen für diese individuellen Lernpfade auch individuellen Medien liefern. Dies gelingt nur, wenn die Lerninhalte zunächst unabhängig von ihrer späteren Form erfasst und mit Metadaten versehen werden.
Aus diesem Pool von Lerninhalten können dann individuelle Collections zusammengestellt und Produkte publiziert werden. Erst bei der Publikation erhalten die Inhalte ihre definitive Form – digital oder als Printprodukt.
Marge schon ab einem Exemplar
Verlage und Druckereien müssen diese verschiedenen Produkte möglichst automatisiert und in sehr kleiner Stückzahl ausgeben können. Auch bei Printprodukten ist das Ziel zukünftig Auflage 1 (auch «book of one» genannt), also eine Auflage von nur einem Exemplar. Wenn man diese minimalste Stückzahl mit seinen Prozessen beherrscht, dann schafft man locker auch höhere Stückzahlen. Kleine Auflagen sind die Herausforderung!
Learning Content ist überall
Lerninhalte finden sich nicht nur in klassischen Schulbüchern, sondern überall da, wo durch Text, Multimedia und Interaktivität Wissen vermittelt wird. Alle Materialien, die im weitesten Sinne zur Weiterbildung und Wissensvermittlung dienen, weisen Merkmale von Learning Content auf.
Merkmale von Learning Content
-
Der Content besitzt eine bestimmte Struktur: Einleitung, Wissensteil, Abschluss
-
Der Content baut auf bestimmten Elementen auf: Lerntext, Assets, Beispiele, Zitate …
-
Der Content basiert auf Lernzielen: Was möchte ich mit dem Content erreichen?
-
Der Content ermöglicht eine Überprüfung des Gelernten:Repetitionsfragen, Quizzes, Prüfungen
Fragen aus dem Webinar
Bereits heute ist das kapitelweise Zusammenstellen und Aufbereiten in verschiedenen Formen möglich: gedruckt, als Edubase E-Book oder auch in digitaler Form. Zurzeit läuft das noch manuell, aber wir arbeiten an einer Automatisierung in Form eines Webshops.
Inhaltsanbieter haben grosses Interesse an den Rückmeldungen zu ihren Inhalten. Bei den Bildungsanbietern gibt es vermehrt adaptive Lernsysteme, die solche Rückmeldungen liefern. Deshalb müssen Verlage ihren Content auf solche Plattformen ausspielen.
Ein Verlag hat Autoren, Redaktoren und ein Netzwerk von Fachpersonen. Bei individuellen Lehrmitteln müssen aber auch Dozenten und Schulen ihre eigenen Inhalte einbinden können. Die Zukunft liegt im Mix von eigenen und vorgefertigten Inhaltsbausteinen, die wiederum von verschiedenen Verlagen stammen.
Optimal wäre eine möglichst durchgängige Plattform. Sobald man aber Inhalte von verschiedenen Rechteinhabern auf einer Plattform aggregieren möchte, müssen die entsprechenden Lizenzen abgegolten und diese Kosten wiederum dem Kunden weitergeben werden.
Das Lernerlebnis am Screen ist fundamental anders als mit Buch. Nicht jeder Print-Inhalt eignet sich für das Lernen am Bildschirm. Ein E-Book ist mehr oder weniger nur die 1:1-Abbildung des Buches. Zukünftig sollten daher die Inhalte bereits medienneutral konzeptioniert werden, um Mehraufwände zu vermeiden.
Das hängt sehr von der Bildungsstufe ab. In einigen Stufen war man schon vor Corona bereit: Die Schüler*innen sind mit Geräten ausgestattet, entsprechende Systeme und Tools sind bekannt und eingeführt. In anderen Schulstufen sind diese Voraussetzungen bei Weitem noch nicht gegeben.
Es gibt bereits die Möglichkeit, interaktive Inhalte auch als Buch auszugeben. So können beispielsweise digitale Tools aus einer Ausbildungszeit darüber hinaus als Nachschlagewerk genutzt werden. Noch besser: Mit Multichannel-Publishing kann der Materialienpool in jedem Ausgabekanal spezifisch genutzt werden.
«Danke für den guten Überblick der Prozesse und beteiligten Player. Wenn wir an eine Umsetzung gehen, weiss ich nun, in welchem Umfeld wir uns bewegen und was für die Individualisierung notwendig ist.»
VBV/AFA Berufsbildungsverband der Versicherungswirtschaft