Update der Taskforce IT-Standards

Ein Jahr Taskforce IT-Standards: Carsten Schwab, Initiator und Sprecher der Taskforce, erklärt, wie die Branche zu Tools und Lösungen kommt, um wettbewerbsfähig zu bleiben und schneller am Markt agieren zu können.
Veröffentlicht am 10. Juli 2023

Am 15. und 16. Juni fand die Jahrestagung der IG Digital und der IG Nachhaltigkeit des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels statt. An zwei Tagen gab es Vorträge und Diskussionsrunden, und verschiedenste Vertreter:innen der Verlags- und Buchbranche haben sich über «digitale Chancen in Zeiten knapper Ressourcen» (Thema der Tagung) ausgetauscht.

So berichtete auch die Taskforce IT-Standards von ihrer Arbeit. Taskforces befassen sich befristet mit einem konkreten Arbeitsauftrag zu speziellen Themen, und die Taskforce IT-Standards hat im September 2022 ihre Arbeit aufgenommen (siehe Blogbeitrag zum Kick-off). Angekündigt wurde deren Vortrag «Welchen Nutzen zieht die Branche aus der Taskforce?» vom Moderator mit den Worten «die derzeit wichtigste Taskforce der Branche». Nach einer Einführung und Skizzierung der Ausgangslage durch zwei Kolleginnen gab Carsten Schwab, unser Leiter Publishing sowie Initiator und Sprecher der Taskforce, einen Ausblick zu den Zielen und nächsten Meilensteinen.

Worum geht es?

Mittleren und kleinen Unternehmen fehlt das Geld, technisches Know-how oder freie Personalressourcen, um erforderliche Softwares oder IT-Infrastrukturen zu installieren.­­ Damit droht ihnen der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und nicht zeitgemäss und wirtschaftlich am Markt agieren zu können. Die Taskforce soll nun für massgebliche Themen einheitliche Geschäftsprozesse modellieren und Anforderungen an IT-Systeme in Form von «Epics» und «User Stories» formulieren. Auf dieser Basis können Buchhandlungen und Verlage schneller Softwareeinführungsprojekte durchführen.

Und was bringt das?

Welchen Nutzen stiftet die Taskforce?

Grundlegende Empfehlungen für digitale Workflows

  • Bausteinsystem ermöglicht die Konfiguration unterschiedlicher Lösungen für unterschiedliche Verlagstypen & Geschäftsfelder
  • Flexibilität, ohne auf Standardisierung verzichten zu müssen

Best Practice Lösungen für alle

  • ca. 500 Jahre Erfahrungswissen fliessen in die Arbeitsergebnisse ein
  • Expertise aus unterschiedlichen Bereichen
  • Mehrfach praxiserprobte Lösungsansätze

Plug And Play

  • Modernste Softwarelösungen gibt’s reichlich …
  • … teuer, aufwendig und riskant wird deren Einführung durch individuelle Anpassungen
  • Künftig können Systeme Out of the box in Betrieb genommen werden

Schneller, besser, günstiger

  • Verlage können Vorprojekte zur Evaluierung von Software dramatisch abkürzen
  • Softwareunternehmen können Standardlösungen mit neuen Preismodellen schaffen
  • Einführung wird günstiger und ist schneller abgeschlossen

Was wird getan?

Seit dem Auftakt-Treffen Ende September 2022 haben sich drei nationale Verbände (Börsenverein des deutschen Buchhandels, Schweizer Buchhandels- und Verlags-Verband SBVV und Hauptverband des österreichischen Buchhandels) sowie rund 40 Branchenmitglieder (Verlagsvertreter:innen, Softwareunternehmen, Berater:innen und Integratoren) ausgetauscht und Anforderungen und Wünsche zusammengetragen.

  • Meilenstein I: Soll-Prozesse
    Die Taskforce modelliert optimierte Soll-Prozesse, die sich aus einzelnen Prozess-Bausteinen zusammensetzen. Diese bilden Aktivitäten ab, die von Usern angestossen oder vom System selbst automatisch ausgeführt werden, wenn ein bestimmter Status erreicht ist. Die Prozess-Bausteine sind miteinander verknüpfbar, sodass jeder Verlag sich daraus später seinen individuellen Workflow zusammenstellen kann – ohne dabei den Standard zu verlassen.
  • Meilenstein II: User-Stories
    Eine User-Story beschreibt, was der/die User:in tun will und welcher Zweck damit verfolgt wird (Perspektive der Anwender:innen). Beispiel: «Als Hersteller:in möchte ich die Inhalte in einem Standard-XML strukturieren, damit meine Daten anbieterunabhängig nutzbar sind und bleiben.» Bis zur Frankfurter Buchmesse sollen diese User-Stories in einer ersten Version fertig formuliert und mit entsprechenden Akzeptanzkriterien versehen sein.

Erste grundsätzliche Empfehlungen

Was wir jetzt schon sagen können

Content First

  • Zuerst die Inhalte erstellen und für die Produktion vorbereiten
  • Erst danach mit der Produktion konkreter Medien (Print und/oder digital) beginnen
  • Nach Möglichkeit sogar XML First

Standards

  • Offene Datenstandards
  • Standardisierte Workflowbeschreibungen

Moderne Medienproduktion muss skalierbar sein

Automatisierung in der Medienproduktion ist kein Selbstzweck, sondern notwendig zur Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit

Gestaltung verändert sich

  • Typografie und Layout weniger auf Einzeltitel beziehen, sondern Konzepte der Reihengestaltung entwickeln
  • Wer Layout sagt, muss künftig auch Template sagen

Was ist das Ziel?

Die Einführung von Software ist ein langwieriger, aufwendiger, zeit- und kostenintensiver Prozess. Die Formulierung einheitlicher Anforderungen ermöglicht Software-Unternehmen verschiedene Lösungen anzubieten, die aber alle dieselben technischen Mindestanforderungen der Taskforce IT-Standards erfüllen. Mit diesem Vorgehen erhöht sich in der gesamten Buchbranche einheitlich das technische Niveau der Unternehmen, damit die Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleibt und schneller am Markt agiert werden kann.

Beispiel konkret: Das Marketing oder der Vertrieb braucht eine Leseprobe, das Werk ist jedoch noch im Lektorat. Frühzeitige Überführung der Inhalt in strukturierte Datenformate wie XML ermöglicht eine automatisierte Produktion von Vorabpublikationen für Sales-Aktivitäten.

Tipp

Mehr zur Initiative IT-Standards im Verlagswesen im dpr talk: